SATe – die Heilung früher Bindungsverletzungen

Am Anfang einer neuen Liebe ist noch alles wunderbar. Doch dann zeigen sich sehr schnell Verhaltensmuster, die schon frühere Beziehungen vergiftet haben…

Wie kommt es, dass manche Menschen – fast magisch – immer wieder  Dreiecksverhältnisse, Fernbeziehungen, schwierige, süchtige oder rücksichtslose Partner anziehen?

Wenn scheinbar unlösbare Konflikte die partnerschaftliche Beziehung belasten oder zu zerstören drohen, so verbergen sich dahinter häufig Bindungsängste und -verletzungen.

Die Wurzeln von Bindungsängsten sind im Allgemeinen in der Kindheit zu finden, z. B. bei Krankheit oder Suchtproblemen im familiären Bereich, bei familiären Konflikten, bei Verlust von Vertrauenspersonen oder schlimmstenfalls durch Missbrauch und Gewalt.

Im Elternhaus lernen wir uns entweder als wertvoll zu erachten, weil wir liebevoll behandelt werden oder wir erfahren, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist, die wir erfüllen müssen oder dass wir nicht geliebt werden, so sehr wir uns auch anstrengen. Diese frühen Erfahrungen prägen sich tief ins kindliche Gehirn ein und beeinflussen fortan unsere Sicht auf die Welt und die Sicht auf uns selbst. Später in unseren Liebesbeziehungen werden diese Erfahrungen virulent und spiegeln sich in unserem Beziehungsverhalten wieder.

Die Wissenschaft unterscheidet im Wesentlichen vier verschiedene Bindungsmuster:

Sicher gebundene Menschen haben als Kind stabile Bezugspersonen erlebt, die feinfühlig auf ihr Befinden geachtet haben und auf ihre Bedürfnisse eingegangen sind. Sie können offen zum Ausdruck bringen, wenn sie sich Zuwendung wünschen und können sich ebenso offen abgrenzen, wenn ihnen danach zu Mute ist. Sie nehmen die Bedürfnisse anderer Menschen wahr und können ihre Partner einfühlsam unterstützen.

Die unsicher Vermeidenden haben als Kinder häufig Zurückweisung erlebt. Ihre Bezugspersonen gingen auf ihre Bedürfnisse nicht sensibel genug ein oder sie wurden vielfach überfordert. Als Erwachsene geben sie sich häufig unabhängig und verstecken ihre Bedürfnisse. Diese Menschen bleiben emotional distanziert und investieren ihre Energie eher in Arbeit oder andere Aktivitäten. Ihre Beziehung plätschert, oft zum Leidwesen der Partner, auf einem mittlerem Niveau vor sich hin.

Ambivalent Gebundene leiden häufig unter Verlust- und Verlassenheitsängsten. Das Verhalten ihrer frühen Bezugspersonen war meist widersprüchlich und wechselte zwischen hilfsbereit, zugänglich und abweisend. Zudem erlebten diese Kinder einen permanenten Wechsel zwischen dem Aufbau von Erwartungen und herber Enttäuschung. Als Erwachsene klammern sie sich an den Partner; sobald Probleme auftauchen, lassen sie jedoch sehr schnell los, aus Angst dieser könnte sich sonst trennen.

Desorganisiert Gebundene haben als Kind vielfach Traumatisches erlebt, z.B. Gewalt, sexuellen Missbrauch oder häufigen Wechsel der Bezugspersonen. So haben sie verinnerlicht, dass es für sie keinerlei emotionale Sicherheit gibt und es am Besten ist, die eigenen Bedürfnisse niemals zu offenbaren. Diese Menschen fühlen sich, aufgrund ihrer Erfahrungen, leicht bedroht und sehen in allem schnell eine Gefahr. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, Krankheiten und psychische Störungen zu entwickeln.

Menschen, die in ihrer Bindungsfähigkeit beeinträchtigt wurden, leiden häufig unter Scham und Schuldgefühlen, unter einem schwachen Selbstwert und selbstabwertenden Überzeugungen.

Bindungsmuster lassen sich im Laufe des Lebens verändern – ein sicher Bindungsstil ist noch im Erwachsenenalter erlernbar. Der Weg zu einer guten Beziehungskultur und zu einer erfüllten Beziehung erfordert jedoch die Bereitschaft zu einer aktiven Persönlichkeitsentwicklung um sich selbst kennen- und seine Verhaltensmuster verändern zu lernen. Mit der Zeit werden Sie Vertrauen in stabilere Beziehungen entwickeln und sich selbst positiver in Beziehungen einbringen.

Liebe ist etwas,

das man in sich selbst entwickelt,

nicht etwas, dem man verfällt.

Erich Fromm